von Jens Palkowitsch-Kühl, Referent für digitale Bildung, RPZ Heilsbronn

European Framework for the Digital Competence of Educators: DigCompEdu

Lehrende stehen sich schnell ändernden Anforderungen gegenüber und benötigen daher ein immer breiteres und differenzierteres Spektrum an Kompetenzen als je zuvor. Insbesondere die technologischen Veränderungsprozesse von Kultur, die Omnipräsenz digitaler Geräte und die damit einhergehende Verpflichtung, Schülerinnen und Schülern zu digitaler Kompetenz zu verhelfen, erfordern, dass Lehrende ihre eigene digitale Kompetenz entwickeln.

International und national existieren bereits eine Reihe von Referenzrahmen und Selbsteinschätzungstools. Basierend auf der Analyse und dem Vergleich dieser Instrumente bietet DigiCompEdu einen gemeinsamen Europäischen Rahmen für die digitale Kompetenz Lehrender.

DigCompEdu ist ein wissenschaftlich fundierter Referenzrahmen, der als Orientierungshilfe dient und direkt an die Implementierung regionaler und nationaler Tools und Schulungsprogramme angepasst werden kann.

Bausteine des DigCompEdu

Der Kompetenzrahmen zielt darauf ab, die spezifischen digitalen Kompetenzen, die Lehrende im Rahmen ihrer Tätigkeit benötigen, zu erfassen und zu beschreiben. Dabei werden 22 elementare Kompetenzen in sechs Bereichen ausgewiesen (vgl. Abbildung 1).

Abbildung 1: DigiCompEdu Referenzrahmen, Punie 2019: Europäischer Rahmen für die digitale Kompetenz Lehrender. DigiCompEdu. Übersetzung: Goethe-Institut e.V., S. 6.

Lehrende benötigen als Fachpersonen, die unterrichten, neben digitalen Kompetenzen für das Leben, spezifische Kompetenzen, um digitale Medien effektiv in ihrer Bildungstätigkeit einsetzen zu können (zum Beispiel im Schulunterricht). Der Kompetenzrahmen unterscheidet dabei sechs Bereiche (vgl. Punie 2019, 13; vgl. Abbildung 2).

  • Bereich 1: Berufliches Engagement: Nutzung der digitalen Medien für Kommunikation, Zusammenarbeit und berufliche Weiterentwicklung
  • Bereich 2: Digitale Ressourcen: Auswahl, Erstellung und Veröffentlichung von digitalen Ressourcen
  • Bereich 3: Lehren und Lernen: Einsatzplanung und Gestaltung von digitalen Medien beim Lehren und Lernen
  • Bereich 4: Evaluation: Einsatz von digitalen Technologien und Strategien zur Verbesserung der Leistungsbeurteilung
  • Bereich 5: Lernendenorientierung: Einsatz digitaler Medien zur Differenzierung und Individualisierung sowie zur aktiven Einbindung der Lernenden
  • Bereich 6: Förderung der digitalen Kompetenz der Lernenden: Den Lernenden ermöglichen, digitale Medien kreativ und verantwortungsvoll zur Information, Kommunikation, Erstellung von Inhalten, zum Wohlergehen und zum Problemlösen zu nutzen
Abbildung 2: Bereiche DigiCompEdu, Punie 2019, S. 12.

Dabei stehen die Bereiche 2–5 im Mittelpunkt. Diese erläutern gemeinsam die digitalen pädagogischen Kompetenzen der Lehrenden, d.h. jene digitalen Kompetenzen, die Lehrende benötigen, um effiziente, inklusive und innovative Strategien des Lehrens und Lernens zu fördern. Diese wirken sich auf die beiden Bereiche 1 und 6 wechselseitig aus.

Die 22 elementaren Kompetenzen sind diesen Bereichen untergeordnet (vgl. Abbildung 3). Am Beispiel digitaler Ressourcen (Bereich 3) soll dies kurz erläutert werden. Lehrende begegnen einer Fülle an digitalen (Bildungs-)Ressourcen, die sie in Bildungsprozessen einsetzen können. Sie sollten in der Lage sein, diese Vielfalt zu bewältigen und geeignete Ressourcen für ihr jeweiliges Lehr- und Lernszenario auszuwählen (Kompetenz: Auswählen). Der Kompetenzrahmen beschreibt dies mit:

“Auswahl, Identifizierung und Auswertung digitaler Ressourcen für das Lehren und Lernen; Berücksichtigung von konkretem Lernziel, Kontext, didaktischem Ansatz und der Lerngruppe bei der Auswahl digitaler Ressourcen und der Planung ihrer Nutzung” (vgl. Punie 2019, 16).

Abbildung 3: Zusammenfassung des DigiCompEdu Kompetenzrahmens, Punie 2019, S. 15.

Um den jeweiligen eigenen Kompetenzstand korrekt einzuschätzen, wird ein Progressionsmodell mit sechs Kompetenzstufen vorgeschlagen, das Überschriften mit Kompetenzaussagen zur Selbsteinschätzung trägt. Dieses ist am Europäischen Referenzrahmens für Sprachen (GER) von A1 bis C2 angelehnt und reicht von Einsteigerin und Einsteiger (A1) bis Vorreiterin und Vorreiter (C2) (vgl. Abbildung 4).

Abbildung 4: Progressionsmodell DigiCompEdu, Punie 2019, S. 23.

Einsteiger bzw. Einsteigerinnen “sind sich des Potenzials der digitalen Medien zur Verbesserung der pädagogischen und beruflichen Praxis bewusst. Dennoch hatten sie bisher nur sehr wenig Kontakt mit digitalen Medien und nutzen sie hauptsächlich zur Unterrichtsvorbereitung, für administrative Aufgaben oder zur Kommunikation innerhalb der Organisation. Einsteigerinnen und Einsteiger brauchen Hilfe und Ermutigung, um ihr Repertoire an digitalen Strategien aufzubauen und ihre bestehende digitale Kompetenz im pädagogischen Bereich anzuwenden.” (Punie 2019, S. 23)

Bezogen auf unser Beispiel der digitalen Ressourcen zeichnen sich Einsteiger und Einstegerinnen (A1) durch eine “seltene Nutzung des Internets zwecks Ressourcenfindung” und Expertinnen und Experten (B2) durch “Identifizierung und Auswertung passender Ressourcen mittels komplexer Kriterien” (vgl. Punie 2019, S. 31). Die Kompetenzaussage wäre:

A1: “Ich nutze, wenn überhaupt, nur selten das Internet, um Ressourcen für das Lehren und Lernen zu finden.” (Punie 2019, S. 31).

B2: “Um Ressourcen zu identifizieren, die ich abändern und anpassen kann, passe ich meine Suchstrategien an, indem ich z.B. nach Art der Lizenz, Dateiname, Datum, Nutzerfeedback etc. suche und filtere. Ich lokalisiere Apps und/oder Spiele, die meine Lernenden nutzen können. Ich werte die Verlässlichkeit digitaler Ressourcen und deren Angemessenheit für meine Lerngruppe und das spezifische Lernziel aus. Ich gebe Feedback und empfehle Ressourcen, die ich nutze.” (Punie 2019, S. 31).

Zur Selbsteinschätzung der eigenen Kompetenz wurde das SELFIEforTEACHERS entwickelt (Anmeldung erforderlich!). Der Schwerpunkt liegt hierbei jedoch sichtlich auf der schulischen Bildung.

DigiCompEdu Bavaria

Erste regionale Anpassungen des Frameworks wurden bereits vorgenommen. So beschreibt der DigCompEdu Bavaria diejenigen digitalen und medienbezogenen Kompetenzen, über die Lehrkräfte bei der Umsetzung ihres Bildungs- und Erziehungsauftrags in einer Kultur der Digitalität verfügen sollen (vgl. Abbildung 5).

Abbildung 5 : DigiCompEdu Bavaria, KM Bayern.

Es unterscheidet u.a. in Stufen, die jeweilige Kompetenz der Lehrkräfte: “Stufe I: (Angehende) Lehrkräfte, die bisher nur sehr wenig Kontakt mit digitalen Medien und Werkzeugen in Schul- und Unterrichtskontexten hatten und daher Unterstützung benötigen, um ein Repertoire an pädagogischen und didaktischen Methoden und Strategien aufzubauen” (DigiCompEdu Bavaria, S. 5).

In den jeweiligen Bezeichnungen und Beschreibungen sind die Autorinnen und Autoren dem Grundreferenzrahmen nahezu treu geblieben. Die ALP-Dillingen hat für das DigiCompEdu Bavaria ein eigenes Selbsteinschätzungswerkzeug entwickelt, welches hier aufgerufen werden kann (es ist keine Anmeldung erforderlich!). Auch hier liegt der Schwerpunkt auf dem schulischen Lernen und Lehren.

Aus-, Fort-, und Weiterbildung: Ausweisen digitaler Kompetenzförderung

DigiCompEdu (Bavaria) kann genutzt werden, um spezifische Kompetenzen der sechs Bereiche in Bildungsveranstaltungen für Lehrende auszuweisen. Er unterstützt dabei Lehrende bei der Wahl, der für Sie geeigneten Veranstaltung hinsichtlich ihrer individuellen Kompetenzerweiterungsbedarfe. In Bayern werden daher zukünftige Veranstaltungen der regionalen und lokalen Lehrerfortbildung sukzessive nach dem DigCompEdu-Bavaria verschlagwortet.

In anderen Bundesländern werden Hochschulveranstaltungen für Lehramtsstudierend bereits nach dem DigiCompEdu ausgewiesen.


Quellen

European Commission (2017): European Framework for the Digital Competence of Educators: DigCompEdu , online unter: https://joint-research-centre.ec.europa.eu/digcompedu_en.

Punie 2019 (Hrsg.): EUROPÄISCHER RAHMEN FÜR DIE DIGITALE KOMPETENZ LEHRENDER. DigCompEdu online unter: https://mz-hofgeismar.de/flip/digcompedu/files/assets/common/downloads/publication.pdf.


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