von Linn Loher, Koordinatorin für Chancengerechtigkeit, Referat für Chancengerechtigkeit (Stabstelle des Landesbischofs)

Barrierefreiheit ist für 100% der Nutzenden Ihrer Webseite hilfreich.

Für 30% ist sie notwendig.

Und für 10% unerlässlich.

Eine übersichtliche, klar strukturierte Webseite mit hohen Kontrasten und knackig formulierten Informationen hilft allen für ein gutes Nutzungserlebnis.
Digitale Barrieren können zum Bespiel die Beeinträchtigung von Sinnen, Einschränkungen der geistigen Fähigkeiten, fehlende motorische Fähigkeiten oder schlicht zu wenig Erfahrung im Digitalen sein.

Eine barrierefreie Webseite – das ist bestimmt teuer und schwierig? Nein. HTML ist grundsätzlich barrierefrei. Ein weltweites Konsortium überwacht von Beginn des Internets an die Weiterentwicklung von HTML-Programmierungsstandards. Diese Standards sollen vor allem sicherstellen, dass sich das Netz stetig weiterentwickeln kann. Um die Barrierefreiheit zu gewährleisten, wurden inzwischen 78 prüfbare Kriterien benannt. Auf diese Standards beruft sich zum Beispiel die EU-Richtlinie für barrierefreie Webseiten. Alle Unterstützungsangebote für Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen sind maschinell bzw. automatisiert nach diesen Standards entwickelt worden. Sie funktionieren nach dem gleichen technischen Logikprinzip wie Crawler, die Webseiten für Suchmaschinen analysieren. Daher gehen Barrierefreiheit und SEO Hand in Hand.

Screenreader und Alternativtexte für Bilder

Ein Screenreader, der blinde Menschen beim Erfassen und Lesen einer Webseite unterstützt, ist auch nur eine Maschine – mit sehr ähnlichen Funktionsweisen wie eine Suchmaschine. Ein Screenreader liest zunächst den Header mit Angabe der Unterseiten vor, danach die Überschriften auf der Seite, dann die Hyperlinks und erst dann Texte und alternative Bildbeschreibungen. So kann sich ein blinder Mensch zunächst einen Überblick über eine Seite verschaffen, so wie Sehende das automatisch auch erst einmal tun. Mit dem eigentlichen Lesen wird nach dieser Einordnung begonnen. Daher ist es wichtig, die Nummerierungen bzw. Ebenen der Header, also Überschriften, einzuhalten und keine zu überspringen. Alternativtexte für Bilder sind besonders bei Infografiken und Diagrammen wichtig.

Was können Sie tun?
  • Achten Sie auf eine klare und möglichst einfache Struktur Ihrer Seite.
  • Setzen Sie weiterführende Links und aktualisieren Sie diese regelmäßig.
  • Stellen Sie sich einfach vor, Sie könnten ein Bild nicht sehen: Welche Information vermittelt es – und was muss daher im Alternativtext stehen? In sehr aktuellen Content-Management-Systemen können Sie ein Kästchen anklicken, wenn das Bild rein dekorative Zwecke erfüllt.
  • Achten Sie auf klare Farbkontraste. Das hilft nicht nur Menschen mit Seheinschränkungen, sondern auch anderen Nutzern, die z.B. im Sonnenschein auf ihrem Mobilgerät etwas erkennen möchten.
Nutzung von leicht verständlicher Sprache

Ein weiterer Zusammenhang von SEO und Barrierefreiheit ist die Verwendung leicht verständlicher Sprache und ein Textverlauf, der sich von zunächst einfachen hin zu komplexeren Inhalten entwickelt.

Texte, die zunächst in leicht verständlicher Sprache einen Sachverhalt darstellen, kommen einer schnellen Internet-Suche sehr entgegen. Will ich als Nutzer nur kurz eine Definition finden, eine schnelle Beschreibung meines Suchbegriffs, hilft mir ein klar und knapp formulierter Text, um einen Überblick zu gewinnen. Das reicht vielen zunächst aus. Möchte ich dann tiefer in das Thema einsteigen, kann ich im weiteren Text Details und komplexere Zusammenhänge erfahren.

So können Sie Menschen mit anderem Sprachhintergrund und Menschen mit einer kognitiven Einschränkung genauso wie den detailverliebten Autisten und alle anderen auf ein- und derselben Seite mit guten Informationen versorgen. So bewertet zum Beispiel „Rank Brain“, der Google-Algorithmus für die Reihenfolge der Suchergebnisse, genau das positiv: zum einen die schnelle und klare Information und zum anderen die Verweildauer auf einer Seite bei der Detailrecherche.

Was können Sie tun?
  • Formulieren Sie direkte Fragen.
  • Verwenden Sie Aufzählungen.
  • Vermeiden Sie Abkürzungen.
  • Verwenden Sie Aktiv-Konstruktionen.
  • Vermeiden Sie Nicht-Formulierungen.
  • Gliedern Sie den Text in kurzen Absätzen.
Technische Elemente

Verzichten Sie wenn möglich auf Captcha als Sicherheitsabfrage. Die als Bild generierten Buchstabenkombinationen halten nicht nur Spam-Roboter ab, sondern können auch für Menschen eine Barriere darstellen. Es gibt mittlerweile gute Alternativen, die barrierefrei sind, zum Beispiel Rechenaufgaben wie „Bitte rechnen Sie 2 plus 7“.

Auch dynamische Elemente mit Hover-Effekten oder Bild-Slidern sind oft eine Barriere. Ein reduziertes Design ist daher zu bevorzugen.

Barrierefreiheit ist immer ein enges Zusammenspiel von Technik, Grafik und Redaktion. Alle drei Bereiche müssen gemeinsam gedacht werden, um eine dauerhafte Barrierefreiheit zu garantieren. Verwendet man Baukastensysteme, sollte man immer darauf achten, Bausteine jeweils nur als das vorgesehene Element einzusetzen. Fängt man an zu basteln und Nicht-Passendes passend zu machen, ist das meist ein Garant für Barrieren.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass barrierefreie Webseitengestaltung nicht nur für eine Suchmaschinenoptimierung sinnvoll ist, sondern gleichermaßen Inklusion fördert und die Benutzerfreundlichkeit steigert. Barrierefreiheit im Web ist außerdem eine Frage der sozialen Verantwortung. Es ist wichtig sicherzustellen, dass alle Menschen unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Behinderungen die gleichen Chancen erhalten, auf Informationen und Dienstleistungen im Internet zuzugreifen.

Dieser Blogbeitrag ist eine Kurzfassung der Schulung für Barrierefreie Informationstechnik des Referats für Chancengerechtigkeit der ELKB.


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