von Jens Palkowitsch-Kühl, Referent für digitale Bildung, RPZ Heilsbronn

Onlinemeetings sind seit 2020 allen bekannt, hat doch beinahe jede*r daran teilgenommen. Aktuell befinden wir uns wohl in einer Phase, in der Onlinemeetings nur noch für bestimmte Szenarien, beispielsweise organisatorische Arbeitstreffen und/oder Jours fixes genutzt werden. Eine weitere Möglichkeit der digital vermittelten Treffen ist die hybride Zusammenkunft, welche hier anhand zweier Praxisberichte kurz geschildert wird.

Hybrid

Hybrid, das kennt man zunächst vor allem aus dem Automobilbereich, in welchem es bereits seit längerem sogenannte Plug-in-Hybride gibt. Das sind Autos, die sowohl über einen Verbrenner als auch über einen Elektromotor verfügen, auf den sie jeweils bei Bedarf umschalten können. Etwas anders gestaltet sich dies im Bereich der hybriden Treffen; hier wird nicht umgeschaltet, sondern vielmehr zusammengeschaltet: Personen, die vor Ort sind, mit Personen, die sich an einem anderen Ort befinden. Dabei ist es gleich, von wo aus sich die nicht körperlich anwesenden Personen zuschalten.

Herausforderungen

Diese Art der Treffen birgt einige Herausforderungen, welche sich aus drei Bereichen zusammensetzen:

–           Präsenzveranstaltung

–           Onlineveranstaltung

–           Hybridveranstaltung

An dieser Stelle muss gesagt werden, dass alles, was in Präsenz- und Onlineveranstaltungen zu bedenken ist, ebenso bei Hybridveranstaltungen in den Blick genommen werden muss: u. a. Raumfrage, Verpflegung, Sitzordnung, Anfahrtsweg, sowie Internetzugang, Präsentationsfläche (Beamer oder Bildschirm), Audiosystem. Eine Hybridveranstaltung ist aber viel mehr als eine Online- und Präsenzveranstaltung zur gleichen Zeit, denn die Teilnehmenden sollen miteinander in Beziehung und Kontakt gebracht werden. Damit dies für alle Seiten zufriedenstellend gelingt, müssen zum einen didaktische und zum anderen auch infrastrukturelle Voraussetzungen geschaffen werden.

Dieser Artikel befasst sich vornehmlich mit dem Schwerpunkt Infrastruktur und illustriert diesen anhand zweier Praxiserfahrungen: in der Jugendarbeit (Gremien und Themen) und in der Fortbildung von Lehrkräften.

Hybride Jugendarbeit

In der Arbeit mit Jugendlichen auf Dekanatsebene spielen Entfernungen eine immer größer werdende Rolle. Einige Gremienmitglieder sind zum Beispiel bereits für ein Studium weggezogen, andere wohnen über das gesamte Dekanat verteilt. Dies stellt jedoch nur eine Dimension dar, die Ehrenamtlichen die Teilnahme an Präsenzveranstaltungen erschwert. Darüber hinaus spielen lange Unterrichtszeiten, die Ausbildung und/oder gesundheitliche wie familiäre Einschränkungen eine Rolle, sodass Jugendliche, aber auch Erwachsene bei Treffen nicht immer zugegen sein können. Hier birgt das Angebot hybrider Treffen das Potenzial, Ausschlüsse aufgrund der oben genannten Gründe zu vermeiden.

Abbildung 1: Dekanatsjugendkonvent EJ Untermain 2022 – Jens Palkowitsch-Kühl

Bei unserem diesjährigen Herbstkonvent haben wir unsere Referentin für den Impulsvortrag zur Inklusion aus Duisburg nach Michelrieth zugeschaltet (Abbildung 1). Darüber hinaus hatten erkrankte Jugendliche die Chance, an bestimmten Teilen des Dekanatsjugendkonvents hybrid teilzunehmen. Durch das Programm OpenSlides konnten sie auch bei Anträgen und Wahlen partizipieren. Konkret kamen folgende Geräte für die hybride Zusammenkunft zum Einsatz:

–           Beamer bzw. Bildschirm

–           Laptop

–           360°-Konferenzkamera (in diesem Fall: Kandao Meeting Pro)

–           Stabile WLAN-Verbindung

Herzstück des Settings war eine 360°-Kamera, die über omnidirektionale Mikrofone und eine Lautsprechereinheit in einem Gerät verfügt.

Sie kann via USB-Kabel an den Laptop angeschlossen werden und fungiert so als Kamera, Lautsprecher und Mikrofon. Auch kann sie Stand-alone genutzt werden, indem sie via HDMI-Kabel an den Bildschirm/Beamer angeschlossen wird und über das integrierte Android-Betriebssystem dem gewünschten Meeting beitritt (zum Beispiel Zoom, Tencent Meeting, GotoMeeting, Skype, MS Teams, BlueJeans, DingTalk, Slack, Polycom, StarLeaf, Google Meet, Cisco Webex usw.).

Eine Besonderheit stellt die Einstellung unterschiedlicher Fokusse dar (Discussion Mode, Global Mode, Presentation Mode, Patrol Mode), die je nach gewünschtem Setting entweder die gesamte Gruppe und/oder einzelne Personen in den Blick nehmen. So kann individuell, je nach präsentischem Setting, dieses visuell angepasst übertragen werden.

In einem Raum von 30 qm und mit 26 Jugendlichen hat dies sehr gut funktioniert, sodass eine beidseitige Verständigung möglich war. Zukünftig wird die Kamera für Kammer- und LK-Sitzungen eingesetzt.

Fortbildung

Der Onlinefortbildungsmarkt hat sich in den letzten Jahren vergrößert, da viele die Vorteile dieser Formate für sich erkannt haben. In der Fortbildungsarbeit gelten ähnlich wie in der Jugendarbeit mögliche Einschränkungen, die die Teilnahme an einer Präsenzveranstaltung erschweren können. Ebenso ist der Aspekt der Fahrtzeiten zum Fortbildungsort zu bedenken, insbesondere, wenn es sich um eine Tagesveranstaltung handelt.

So kann es für einige Veranstaltungen, die zunächst als Präsenz-Format angelegt waren, eine Überlegung wert sein, Teilnehmende aufzunehmen, die sich dazuschalten. (Zeit-)ökonomische Aspekte seitens der Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen können ebenfalls eine Rolle spielen.

Abbildung 2: Auftakt zum relilab.bayer 2022 – Jens Palkowitsch-Kühl

Am Religionspädagogischen Zentrum Heilsbronn testen wir aktuell unterschiedliche Möglichkeiten, hybride Veranstaltungen durchzuführen. Recht schnell wurde uns dabei bewusst, dass es unterschiedliche Partizipationsgrade seitens der Onlineteilnehmenden zu integrieren gilt. Einige Veranstaltungen sollen beispielsweise Interessierten ermöglichen, Fachvorträgen beizuwohnen und an der Diskussion teilzuhaben. Andere Veranstaltungen wiederum möchten im Seminarstil die Teilnehmenden miteinander themenbezogen interagieren lassen. Diese unterschiedlichen Bedarfe können nicht immer durch dieselbe Hardware gedeckt werden. Dennoch wagen wir aktuell einen Versuch mit einem mobilen Setting (Abbildung 2):

–           Interaktiver Bildschirm (iiyama 8604 86“)

–           Videobar (Yealink VC40)

–           Intelligente Tracking-Kamera (Yealink UVC86)

–           Raummikrofone (VCM34)

–           Sprechermikrofone (Rode Wireless Go II)

Der interaktive Bildschirm, der auf einem höhenverstellbaren Rollwagen befestigt ist, ermöglicht es, tageslichtunabhängig Inhalte zu projizieren und beispielsweise interaktiv mit der zugeschalteten Gruppe auf den Whiteboards von MS Teams und Zoom zu arbeiten.

Die Videobar befindet sich auf dem Bildschirm und fungiert als Lautsprecher, Raummikrofon und Videokamera für den gesamten Raum, was die 133°-Weitwinkel-Kameralinse ermöglicht. Ist diese nicht aktiviert, so schließt sich die Kameraabdeckung automatisch. Die Videobar kann so eingestellt werden, dass sie immer das gesamte Plenum in den Blick nimmt (Auto Framing) oder die sprechende Person (Speaker Tracking). Mit Zoom und MS Teams läuft diese als Plug & Play über ein USB-Kabel. Des Weiteren können die Raummikrofone über ein Netzwerkkabel angeschlossen werden, um die Tonqualität zu verbessern.

Abbildung 3: Presenter-Traking mit der UVC86 – Jens Palkowitsch-Kühl

Eine intelligente Tracking-Kamera (Abbildung 3) wird über einen weiteren Laptop in die Sitzung eingeladen und „verfolgt“ die Referent*innen, sodass diese bei größeren Veranstaltungen immer im Blick sind (Presenter Tracking).

Die Sprechermikrofone werden dabei an das Laptop angeschlossen, wodurch Störgeräusche aus dem Raum minimiert werden.

Im Praxiseinsatz hat sich dieses Setting in einer Gruppe von 15 Personen bereits gut bewährt. Zukünftig werden wir auch andere Formate damit bespielen und den Einsatz reflektieren.


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