Ein gemeinsamer Weg in die Zukunft

von Dr. Andrea Szameitat, Referentin für Digitalisierung, Katholische Erwachsenenbildung Bayern


Kirchliche Angebote und Digitalisierung? Das haben vor wenigen Jahren nur wenige in Verbindung gebracht. Das gilt auch für die Angebote der Katholischen Erwachsenenbildung: Viele Präsenzveranstaltungen basieren konzeptionell auf christlichen Werten, die den persönlichen Austausch, das Gespräch und das gemeinsame Beisammensein achten. Andere Veranstaltungen ließen sich dagegen unschwer auch digital und später auch hybrid anbieten. Doch wie bei den meisten Akteuren in der Erwachsenenbildung in Deutschland hat sich dieses Verhältnis in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. Zu Beginn stand die Digitalisierung der Bildungsangebote im Vordergrund. Inzwischen werden auch alle damit verbundenen (administrativen) Prozesse sowie die digitalen Kompetenzen der Mitarbeitenden einbezogen.

Die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) Bayern ist ein gemeinnütziger Verein mit über 112 Mitgliedern, deren Organisationsstruktur und -größe sowie Angebotspalette sehr unterschiedlich sind. Daraus ergibt sich eine Vielfalt an Bedürfnissen und Herausforderungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung, die es zu berücksichtigen gilt.

Als Landesstelle sind wir uns bewusst, dass ein universell einsetzbarer Ansatz zur Bewältigung dieser bevorstehenden Veränderungen nicht geeignet ist. Wir sind bestrebt, diesen Herausforderungen mit einem breiten Spektrum an Unterstützungsangeboten zu begegnen, aus dem die Mitgliedseinrichtungen passende Lösungen auswählen können. Jede Einrichtung muss also selbst eine Digitalisierungsstrategie für sich entwickeln, sodass entlang der individuellen Bedürfnisse Unterstützungsangebote unsererseits wahrgenommen werden können.

1. Voraussetzungen für Digitale Transformation

Die digitale Transformation im Bildungsbereich hat sich in den letzten Jahren massiv beschleunigt, insbesondere durch die Corona-Pandemie, die als Katalysator für die rasche Anpassung der Angebote wirkte. Was als Notlösung begann, hat sich mittlerweile als fester Bestandteil der KEB etabliert. Die Teilnehmenden haben inzwischen neue Lerngewohnheiten entwickelt und schätzen die Flexibilität digitaler Formate, während sie gleichzeitig den Präsenzangeboten wieder mehr Bedeutung beimessen. Diese Entwicklung zeigt, dass sich digitale und analoge Bildung idealerweise ergänzen und ein “Entweder-oder” nicht zielführend ist.
Unsere Einschätzung ist, dass die Digitalisierung grundsätzlich auf zwei zentralen Aspekten basiert:

  1. auf technischem Gerät, entsprechender Software und leistungsfähigem Internet (sh. 2. in diesem Blogpost) und
  2. auf Menschen, die über den Willen und die notwendigen Kompetenzen verfügen, um digitale Bildung anzubieten (sh. 3. in diesem Blogpost).
2. Technische Infrastruktur und Unterstützung

So hat es sich die KEB Bayern zunächst zur Aufgabe gemacht, die Anschaffung der technischen Infrastruktur, die zur digitalen Bildung notwendig ist, zu fördern. Und im zweiten Schritt offerieren wir Fortbildungsangebote zur digitalen Professionalisierung sowie Unterstützung bei der Finanzierung von entsprechenden Personalkosten für Digitalisierungsbeauftragte.

Während also eine individuelle Digitalisierungsstrategie unterstützt wird, wollen wir gleichzeitig eine gemeinsame Identität im digitalen Raum entwickeln. Hier verfolgen wir eine Strategie der kleinen Schritte und vielfältigen Herangehensweisen. So gibt es z.B. alle zwei Jahre eine gemeinsame Veranstaltungsoffensive: die “Thementage“, deren Inhalt abgestimmt und dann, aufbauend auf dem Prinzip der Freiwilligkeit und Selbstverantwortung, umgesetzt wird. Es gibt eine gemeinsame Homepage, Marketingstrategie und Vorlagen zur freien Nutzung.
Um diese Prozesse in einem guten Miteinander zu bewältigen, gibt es seit vielen Jahren ein Digitalisierungsnetzwerk, das sich zur Facharbeitsgruppe weiterentwickelt hat. Wir treffen uns online etwa alle drei Wochen, tauschen uns aus, regen uns an und fördern Themen und Veranstaltungen, die für uns alle wichtig sind. Die neueste Entwicklung aus diesem Gremium ist die KI-Challenge, die allen Mitgliedseinrichtungen der KEB Bayern kostenfrei zur Verfügung steht. Kostenfrei ist nicht nur die Teilnahme, sondern auch die Nutzung der Inhalte, um auf deren Basis eigene Veranstaltungen zu erstellen.

Durch verschiedene Fördermaßnahmen hat die KEB Bayern dazu beigetragen, die technische Infrastruktur der Einrichtungen zu modernisieren. Die Sicherstellung stabiler Internetverbindungen ermöglicht die Nutzung von Videokonferenzsoftware wie Zoom, wobei Datenschutzfragen mit nicht-EU-Anbietern über einen Anbieter innerhalb des WGKD-Rahmenvertrags geklärt sind. Dies optimiert zugleich Kosten und Verwaltungsaufwand für alle Beteiligten.

Ein zentrales Element der digitalen Infrastruktur ist die gemeinsame Moodle-Plattform, die den Mitgliedseinrichtungen zur Verfügung steht. Hier können zentrale Informationen für unsere Verbandsarbeit und Materialien zur Nutzung in den Bildungsangeboten bereitgestellt werden. Die Mitgliedseinrichtungen können diese Plattform auch für ihre eigenen Kurse nutzen. Um die Qualität und Effektivität der Bildungsangebote zu messen, werden Evaluations-Tools für Veranstaltungen und Kurse empfohlen und gemeinsam angeschafft.

Ein bedeutendes Projekt ist die Digitalisierung der Verwaltungsvorgänge. So ermöglicht uns die die cloudbasierte Lösung “Kiribati 365” eine vereinfachte Eingabe, Bearbeitung und Übertragung von Daten, was die Verwaltung der entsprechenden EbFöG-Gelder korrekt, schnell und reibungslos gestaltet. Nutzerfreundliche Oberflächen und die Möglichkeit, verschiedene Endgeräte zu verwenden, haben sich als wesentliche Erfolgsfaktoren herausgestellt.

Best-Practice-Modelle und Innovationen

Im Rahmen der Digitalisierung wurden Best-Practice-Modelle entwickelt, die über die Moodle-Plattform zugänglich sind. Diese Modelle bieten den Mitgliedseinrichtungen wertvolle Anregungen zur Umsetzung eigener Projekte. Einige Best-Practice-Modelle sind per Video-Interviews mit den Beteiligten erläutert und illustriert. Die Inhalte sind jeweils mit Kontaktdaten der zuständigen Ansprechpartner:innen versehen, die interessierten Einrichtungen zur Verfügung stehen.
Beispiele für innovative Projekte sind etwa der Podcast der Domberg-Akademie “Heiter bis wolkig”, das Digitalbegleiter-Projekt für Senior*innen sowie der Praxistreff Social Media der KEB München und Freising. Ein weiteres Beispiel ist die Datenbankprogrammierung zur Verknüpfung von Homepage, Kursanmeldung, Teilnehmenden-Erfassung, Abrechnung, Statistik und Marketing, wie sie von der KAB Bamberg durchgeführt wurde. Diese Projekte zeigen, wie digitale Lösungen konkret in der Praxis umgesetzt werden können.

Darüber hinaus entstehen auch Innovationen als Kooperationsangebote zwischen den Einrichtungen der KEB Bayern. So wurde das Online-Angebot der KBW digital ins Leben gerufen, bei dem die vier katholischen Bildungswerke in Miesbach, Fürstenfeldbruck, Rosenheim und Ebersberg eine Anbietergemeinschaft für digitale Bildungsangebote bilden. Diese Veranstaltungen können von regionalen KEBs eingekauft, als eigene Veranstaltung beworben und verkauft werden. Dadurch können auch kleinere Einrichtungen hochwertige digitale Erwachsenenbildung anbieten, ohne den sonst notwendigen hohen Kosten-, Organisations- und Personalaufwand.

3. Digitale Professionalisierung der Mitarbeitenden

Ein weiteres wichtiges Anliegen der KEB Bayern ist es, ihre Mitgliedseinrichtungen bei der digitalen Professionalisierung ihrer Mitarbeitenden nach Kräften zu unterstützen. Wir sind bestrebt, fortlaufend Maßnahmen zur digitalen Professionalisierung bereitzustellen. Ein wesentlicher Bestandteil ist die kontinuierliche Schulung der Dozent*innen für den Online-Unterricht. So kann das Weiterbildungspersonal in geeigneter Weise dabei unterstützt werden, sich die erforderlichen Fähigkeiten und Kenntnisse für die digitale Lehre anzueignen bzw. auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Hierzu wird beispielsweise einmal jährlich eine Fortbildungsreihe mit dem Titel „Analog wird Digital“ angeboten, bei der speziell die Neuentwicklungen in Zoom, die für Didaktik und Moderation im Online-Raum relevant sind, in den Blick genommen und praktisch angewandt werden. Zudem werden Themen wie digitale Barrierefreiheit oder digitale Nachhaltigkeit zum Teil rechtlich relevant und auch hierzu gab es und wird es auch künftig Fortbildungsangebote geben.

Gleichzeitig wurden Schulungen für die Verwaltung durchgeführt und auf Video aufgenommen, sodass im Nachgang Erklärvideos für die EbFöG-Statistik erstellt werden konnten. Wir freuen uns, dass diese nun zum dauerhaften Abruf auf der gemeinsamen Moodle-Plattform zur Verfügung stehen. Dadurch konnten wir uns einerseits um eine Steigerung der Effizienz und Genauigkeit der Verwaltungsprozesse bemühen und andererseits die Mitarbeiter*innen der Landesstelle in ihrer Beratungsarbeit entlasten.
In diesem Rahmen ist auch die KI-Challenge als Fortbildungsangebot für das Weiterbildungspersonal zu verstehen, denn das Thema Künstliche Intelligenz hat in den letzten Jahren zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen und es sind große Hoffnungen, aber auch Ängste sind damit verbunden. Eine informierte und realistische Einschätzung der künftigen Möglichkeiten, Grenzen und ethischen Belange ist für unsere Mitarbeitenden notwendig, allerdings nur über die aktive Auseinandersetzung damit möglich. In diesem Sinne hat die KEB Bayern daher in Kooperation mit der KEB im Bistum Regensburg die KI-Challenge ins Leben gerufen.

Das Angebot richtet sich an alle Mitarbeitenden der Mitgliedseinrichtungen, unabhängig davon, ob sie haupt- oder ehrenamtlich tätig sind. Die Teilnahme ist kostenlos und bietet die Möglichkeit, praxisnahe Kompetenzen im Bereich Künstliche Intelligenz zu erwerben. Die Inhalte werden dabei auf spielerische und interaktive Weise vermittelt. Die Lektionen sind anhand einer Bergwanderung aufgearbeitet und illustriert. Insgesamt warten zehn Herausforderungen auf die Teilnehmenden, die beispielsweise die Themen Prompting, Bildgenerierung, Ethik und Datenschutz umfassen. Die Übungen sind so gestaltet, dass sie ohne Vorkenntnisse und über gamification auch mit viel Spaß absolviert werden können. Am Ende sollen die Teilnehmenden in die Lage versetzt werden, ihre neuen KI-Erkenntnisse und -Kompetenzen in ihrer Funktion als Bildungsanbieter nutzen zu können.

Gemeinsam mit Dr. Birgit Aschemann von CONEDU aus Graz, blicken wir am 27.03.2025 auf die 18-19.30 Uhr auf die KI-Challenge zurück, werfen einen Blick auf die KI-Didaktik, den Kompetenzrahmen für KI-Bildung und versuchen in die Zukunft zu blicken, wie es mit Künstlicher Intelligenz und Erwachsenenbildung weitergehen kann. Diese Veranstaltung ist für alle Interessierten geöffnet, Anmeldungen bitte über die Homepage.

4. Fazit und Perspektiven

Die KEB Bayern ist mittlerweile gut aufgestellt. Dennoch stellt die Digitalisierung in der Erwachsenenbildung einen fundamentalen und fortschreitenden Wandel dar, den wir bewusst für uns gestalten wollen. Weitere Aufgaben für die künftige Digitalisierung könnten beispielsweise die Entwicklung eines technischen Support-Angebots für einzelne Veranstaltungen sein. Zudem wird die digitale Qualitätssicherung ein wichtiges Thema werden, ebenso wie die Gewinnung neuer Zielgruppen.
Die Sichtbarkeit und Auffindbarkeit von Bildungsangeboten werden immer wichtiger; hierzu braucht es weitere Kooperationen und gemeinsame Online-Auftritte. Learning Analytics sowie der Algorithmus selbst werden wichtige Faktoren sein, wenn wir langfristig am Markt bestehen wollen. Hierfür brauchen wir gute gemeinsame Lösungen. Ebenso wird die Individualisierung der Lernprozesse durch Künstliche Intelligenz eine entscheidende Rolle spielen.

Aber auch neue Formate wie Micro-Learning werden voraussichtlich an Bedeutung gewinnen. Perspektivisch freuen wir uns darauf, die Barrierefreiheit von Erwachsenenbildung mitgestalten zu können. So könnte der Kauf von KI-Brillen für Präsenzveranstaltungen ein großer Fortschritt für Gehörlose sein: Diese Brillen übersetzen das im Raum gesprochene Wort in Schrift und projizieren diese in die Gläser, so dass die gehörlose Person mitlesen und damit der Veranstaltung ohne Gebärdensprachenübersetzer folgen kann. Kein Gebärdensprachenübersetzer wird dadurch arbeitslos, aber viele gehörgeschädigte oder gehörlose können wesentlich mehr Teilnahme für sich in Anspruch nehmen.

Die Digitalisierung und eine grundsätzlich zuversichtliche Bewertung der damit einhergehenden Fortschritte sind zentral für die Bewältigung der anstehenden Herausforderungen. Um die damit verbundenen Ziele zu erreichen, sind weiterhin Investitionen in die Infrastruktur und die Kompetenzen der Mitarbeitenden erforderlich. Die Zukunft liegt für uns in der intelligenten Verbindung von digitalen und analogen Elementen. Erfolgreiche Bildungsanbieter werden sich durch Empathie, Flexibilität, Innovation und konsequente Qualitätsorientierung auszeichnen. Wir von der Katholischen Erwachsenenbildung freuen uns darauf, zu diesen Entwicklungen beizutragen.

Kategorien: Bildung

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