von Susanne Saliger, Leitung Bereich Organisationsentwicklung & Digitalisierung, Akademie für Ehrenamtlichkeit im fjs e.V. | veröffentlicht am 27. September 2024


Digitales Engagement, auch als Online-Volunteering bekannt, repräsentiert eine moderne und flexible Form des bürgerschaftlichen Engagements, die durch die Nutzung digitaler Technologien ermöglicht wird. Diese Form des Engagements bietet die Möglichkeit, sich ortsunabhängig und oft auch zeitlich flexibel für gemeinnützige Zwecke einzusetzen. Insbesondere für Organisationen und Freiwillige, die neue Wege der Zusammenarbeit suchen, eröffnet das digitale Engagement vielfältige Chancen.

Mit der fortschreitenden Digitalisierung und der wachsenden Relevanz flexibler Arbeitsmodelle hat sich auch das Engagement in den digitalen Raum ausgeweitet. Dies stellt sowohl die Organisationen als auch die Freiwilligen vor neue Herausforderungen, erfordert aber auch innovative Ansätze in der Betreuung und Unterstützung der Engagierten. Diese Einführung gibt einen Überblick über die Möglichkeiten des digitalen Engagements, erklärt Engagementplattformen, zeigt Praxisbeispiele auf und beleuchtet die Anforderungen, die an die Betreuung und Begleitung digital tätiger Freiwilliger gestellt werden.

Inhalt:

  • Was ist digitales Engagement?
  • Wie sieht digitales Engagement aus?
  • Digitale Engagementplattformen: Brückenbauer im Ehrenamt
  • Funktionen und Vorteile von Engagementplattformen
  • Praxisbeispiele für digitales Ehrenamt
  • Geringe Einstiegshürden: Wie digitale Formate Barrieren abbauen
  • Anforderungen an die Betreuung und Begleitung digital Engagierter
  • Fazit
Was ist digitales Engagement?

Digitales Engagement und Ehrenamt umfasst alle Formen von freiwilliger, unentgeltlicher Arbeit, die überwiegend oder vollständig über das Internet ausgeübt werden. Dies kann in Form von Social-Media-Arbeit, Online-Beratung, virtueller Nachhilfe oder auch der Teilnahme an digitalen Projekten geschehen. Im Kern bleibt das Ziel dasselbe wie beim traditionellen Ehrenamt: einen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten. Das Besondere am digitalen Engagement ist die Flexibilität, die es Freiwilligen ermöglicht, sich von jedem Ort aus und oft auch zu individuell anpassbaren Zeiten zu engagieren.

Wie sieht digitales Engagement aus?

Die Möglichkeiten im digitalen Engagement sind vielfältig und wachsen stetig mit der fortschreitenden Digitalisierung und Flexibilisierung der Organisationen. Hier einige Beispiele, wie digitales Engagement in der Praxis aussehen kann:

  1. Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation: Freiwillige unterstützen Vereine und Organisationen bei der Erstellung und Pflege von Social-Media-Kanälen, verfassen Blogartikel oder bearbeiten Fotos und Videos für Kampagnen.
  2. Recherche und Archivierung: In Zusammenarbeit mit Museen oder Archiven helfen Freiwillige dabei, historische Dokumente zu digitalisieren und zugänglich zu machen.
  3. Online-Beratung: Freiwillige bieten über digitale Plattformen Beratungen an, sei es für Menschen in Not oder für spezifische Themen wie Technikfragen.
  4. Nachhilfe und Mentoring: Über digitale Plattformen geben Freiwillige Nachhilfe oder begleiten Mentees durch virtuelle Treffen, teilen Wissen und fördern den Austausch.
  5. Aktivismus und Bürgerbeteiligung: Menschen setzen sich weltweit über Online-Plattformen für verschiedene Anliegen ein (z.B. per Online-Petition), entwickeln Projekte und gewinnen Unterstützer*innen für ihre Ideen.

Digitale Engagementplattformen: Brückenbauer im Ehrenamt

Eine entscheidende Rolle im digitalen Ehrenamt spielen digitale Engagementplattformen. Diese Plattformen fungieren als Brückenbauer zwischen Projekten/Vereinen und Engagierten, indem sie Menschen und Institutionen vernetzen und so die wachsende Bedeutung des freiwilligen Engagements unterstützen. Sie ermöglichen es, Engagierte und Interessierte schnell und unbürokratisch mit relevanten Projekten und Aktionen zusammenzubringen.

Für Menschen, die sich zum ersten Mal engagieren oder nach einer Pause wieder ins Ehrenamt einsteigen möchten, sind diese Plattformen ein wichtiges Instrument. Neben den Freiwilligenagenturen vor Ort bieten sie eine unkomplizierte Möglichkeit, passende Ehrenämter und Engagementmöglichkeiten zu finden und sich direkt zu engagieren.

Funktionen und Vorteile von Engagementplattformen

Digitale Engagementplattformen bieten eine Vielzahl von Funktionen, die es den Nutzer*innen erleichtern, das passende Engagement zu finden und sich zu vernetzen:

  • Individuell konfigurierbare Suchfunktionen: Nutzer können spezifische Kriterien eingeben, um genau die Engagementmöglichkeiten zu finden, die ihren Interessen und Fähigkeiten entsprechen.
  • Registrierungs- und Vermittlungsfunktionen: Plattformen wie die der Aktion Mensch ermöglichen es, sich für Projekte zu registrieren und direkt Kontakt mit den verantwortlichen Organisationen aufzunehmen.
  • Niedrigschwellige Zugangsmöglichkeiten: Diese Plattformen bieten oft eine benutzerfreundliche Oberfläche, die es auch Menschen mit wenig digitaler Erfahrung ermöglicht, sich leicht zurechtzufinden.
  • Mobile Nutzung: Viele dieser Plattformen sind für die Nutzung auf mobilen Geräten optimiert, was die Flexibilität weiter erhöht.
  • Inklusion und Barrierefreiheit: Plattformen wie die der Aktion Mensch legen besonderen Wert auf Barrierefreiheit, sodass auch Menschen mit Behinderungen einfach und effektiv teilnehmen.
    https://www.aktion-mensch.de/was-du-tun-kannst/ehrenamt/engagement-plattform
Praxisbeispiele für digitales Ehrenamt

Um die Theorie in die Praxis zu überführen, werden hier einige inspirierende Beispiele aus dem Bereich des digitalen Ehrenamts vorgestellt werden:

Geringe Einstiegshürden: Wie digitale Formate Barrieren abbauen

Ein großer Vorteil des digitalen Ehrenamts ist die niedrige Einstiegshürde. Es ermöglicht Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder aus abgelegenen Gebieten, sich zu engagieren. Zudem bietet es eine flexible Zeiteinteilung, was besonders für Berufstätige oder Studierende attraktiv ist. Diese Form des Engagements kann auch parallel zu traditionellen Ehrenämtern bestehen und ergänzt diese idealerweise, indem es neue Zielgruppen anspricht.

Wer mit digitalem Engagement beginnen oder es weiter ausbauen möchte, findet auf der Projekt-Website https://gutes-geht.digital/ der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen e.V. zahlreiche Tipps und Praxisbeispiele.

Anforderungen an die Betreuung und Begleitung digital Engagierter

Das digitale Ehrenamt bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten, sich flexibel und ortsunabhängig für gemeinnützige Zwecke zu engagieren. Doch wie bei jedem Engagement ist auch hier eine angemessene Betreuung und Begleitung der Freiwilligen unerlässlich, um die Motivation aufrechtzuerhalten, eine langfristige Bindung zu schaffen und die Qualität der Arbeit sicherzustellen. Die Betreuung digital Engagierter erfordert spezifische Ansätze, die sowohl die technischen als auch die sozialen und kommunikativen Aspekte des Engagements berücksichtigen.

Warum ist die Betreuung digital Engagierter wichtig?

Die Begleitung von digital Engagierten unterscheidet sich in einigen Punkten von der Betreuung im traditionellen Ehrenamt. Digitale Engagements finden oft ohne physischen Kontakt statt, was besondere Herausforderungen in Bezug auf Kommunikation und Beziehungsgestaltung mit sich bringt. Ohne regelmäßige und gut strukturierte Betreuung kann es schnell zu Missverständnissen, Motivationsverlust oder dem Abbruch des Engagements kommen.
Eine gute Betreuung sorgt dafür, dass sich die Freiwilligen auch in der digitalen Welt nicht isoliert fühlen, sondern Teil einer Gemeinschaft sind, in der ihre Arbeit anerkannt und wertgeschätzt wird. Sie hilft dabei, technische Hürden zu überwinden und sicherzustellen, dass die Freiwilligen die notwendigen Werkzeuge und Ressourcen zur Verfügung haben, um ihre Aufgaben effektiv zu erledigen. Die Betreuung ist unerlässlich, um Freiwillige für ihr Engagement zu motivieren und wertzuschätzen und sie dadurch zu binden.

Vor diesem Hintergrund lassen sich folgende Aspekte für die Betreuung und Begleitung digital Engagierter konkretisieren:

  1. Klare Kommunikation und Erreichbarkeit
    Digitale Engagierte benötigen eine klare und regelmäßige Kommunikation. Diese sollte sowohl asynchrone Kanäle (wie E-Mail, Foren oder Plattformen) als auch synchrone Kanäle (wie Videokonferenzen oder Chats) umfassen. Es ist wichtig, dass die Freiwilligen wissen, an wen sie sich bei Fragen oder Problemen wenden können und dass ihre Ansprechpersonen gut erreichbar sind.
  2. Technische Unterstützung
    Oftmals erfordert digitales Engagement den Umgang mit speziellen Tools oder Plattformen. Die Freiwilligen sollten in der Nutzung dieser Werkzeuge geschult werden. Dazu gehört nicht nur eine Einführung in die technische Nutzung, sondern auch Unterstützung bei auftretenden Problemen. Es kann hilfreich sein, einen technischen Support einzurichten, der bei Bedarf schnell helfen kann.
  3. Regelmäßiges Feedback und Anerkennung
    Auch im digitalen Raum ist es wichtig, dass Engagierte regelmäßig Feedback zu ihrer Arbeit erhalten. Dies kann in Form von persönlichen Gesprächen, regelmäßigen Updates oder auch durch digitale Anerkennung erfolgen. Die Anerkennung der geleisteten Arbeit ist ein wesentlicher Faktor für die Motivation und sollte in Form von digitalen Badges, Zertifikaten oder öffentlichen Danksagungen erfolgen. Zudem besteht auch hier die Möglichkeit, Geburtstagspostkarten zu schicken oder zu einem Fest einzuladen.
  4. Flexibilität und klare Zielvorgaben
    Digitales Ehrenamt ist oft durch eine hohe Flexibilität gekennzeichnet, was sowohl Vorteile als auch Herausforderungen mit sich bringt. Es ist wichtig, klare Zielvorgaben zu formulieren und regelmäßige Check-ins zu vereinbaren, um den Fortschritt zu überwachen und sicherzustellen, dass die Freiwilligen sich nicht überfordert fühlen. Gleichzeitig sollten sie genug Freiraum haben, um ihre Arbeit eigenverantwortlich zu gestalten.
  5. Sicherheit und Datenschutz
    Die Betreuung digital Engagierter muss auch den Aspekt der Datensicherheit und des Datenschutzes berücksichtigen. Die Freiwilligen sollten über die Richtlinien informiert werden, die in der Organisation gelten, und wissen, wie sie mit sensiblen Daten umgehen müssen. Dies erhöht nicht nur die Sicherheit, sondern auch das Vertrauen der Freiwilligen in die Organisation.Integration in die Gemeinschaft
    Obwohl digitales Engagement oft isoliert stattfindet, ist es wichtig, den Freiwilligen das Gefühl zu geben, Teil einer größeren Gemeinschaft zu sein. Dies kann durch regelmäßige Online-Treffen, digitale Networking-Events oder durch den Austausch in internen Foren und Plattformen gefördert werden. Eine gute soziale Integration trägt dazu bei, die Bindung der Freiwilligen an die Organisation zu stärken und den Austausch untereinander zu fördern.
Fazit

Digitales Engagement ist mehr als nur ein Trend. Es ist eine Antwort auf die sich verändernden Bedürfnisse in unserer Gesellschaft und bietet vielfältige Möglichkeiten, sich sinnvoll und flexibel zu engagieren. Für Organisationen und Freiwillige bedeutet dies, neue Wege zu beschreiten und innovative Ansätze zu finden, um das Gemeinwohl zu fördern.
Die Betreuung und Begleitung digital Engagierter erfordert eine durchdachte und umfassende Strategie, die sowohl die technischen als auch die menschlichen Aspekte des Engagements berücksichtigt. Organisationen, die digitales Ehrenamt fördern, sollten sicherstellen, dass ihre Freiwilligen die notwendige Unterstützung erhalten, um ihre Aufgaben effektiv und mit Freude zu erfüllen. Eine gute Betreuung trägt nicht nur zur Zufriedenheit der Engagierten bei, sondern sichert auch die Qualität und Nachhaltigkeit des Engagements.
Für weiterführende Informationen und Hilfestellungen steht Ihnen die Akademie für Ehrenamtlichkeit zur Verfügung, die mit ihrem Riesenrad-Modell der Engagementförderung praktische Ansätze und Instrumente zur erfolgreichen Betreuung von Engagierten bietet: https://www.ehrenamt.de/Download/476_Handreichung_FWK.htm


Über die Autorin:
Susanne Saliger leitet in der Akademie für Ehrenamtlichkeit im fjs e.V. den Bereich Organisationsentwicklung & Digitalisierung. Sie berät zivilgesellschaftliche Organisationen in ihrer digitalen Transformation, zu Fragen des Freiwilligenmanagements, Qualitätsmanagement und Strategie- sowie Teamentwicklung.
Die studierte Sozialpädagogin und Beratungswissenschaftlerin war Lehrbeauftragte an verschiedenen Hochschulen und ist als Trainerin und Beraterin von nationalen und internationalen Non-Profit-Organisationen, als Evaluatorin von Projekten und Programmen sowie in der Jugend- und Erwachsenenbildung tätig.
Sie ist Sprecherin der Arbeitsgruppe “Digitalisierung und Engagement” und Mitglied des Koordinierungsauschusses des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement.
Kontakt: saliger@ehrenamt.de

Kategorien: Beratung | Hilfe

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