von Christian Pfliegel, E-Learning-Entwicklung, Mission EineWelt | veröffentlicht am 09. September 2024



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Mission EineWelt ist das Centrum für Partnerschaft, Entwicklung und Mission der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Das Centrum pflegt Beziehungen zu lutherischen Partnerkirchen in Afrika, Asien, Lateinamerika und dem Pazifik und nimmt einen entwicklungspolitischen Bildungsauftrag in Deutschland wahr. Durch die internationale Ausrichtung sind Online-Formate auch nach der Pandemie unverzichtbar geworden, da sie Menschen aus der ganzen Welt als Teilnehmende und als Referent*innen die Teilnahme an Veranstaltungen ermöglichen. Dies fördert die Qualität der Veranstaltungen erheblich, indem ein unmittelbarer Blick über den eigenen Tellerrand und die eigene Lebenswelt hinaus ermöglicht wird.

Welche Arten von digitalen Veranstaltungen gibt es?

Es gibt eine große Vielzahl an digitalen Veranstaltungsformaten mit unterschiedlichen Zielsetzungen und -gruppen:

  • Reine Präsenzveranstaltungen: Alle sind in Präsenz dabei. Digitale Technik kann dabei helfen, diese interaktiver zu machen (z.B. Mentimeter, OpenSlides, Plickers und weitere)
  • Reine Online-Formate: Alle Teilnehmer*innen und Referent*innen sind online dabei.
  • Streams: Die Veranstaltung wird übertragen, für die Online-Teilnehmer*innen besteht jedoch keine aktive Beteiligungsmöglichkeiten.
  • Hybride Online-Formate: Teilnehmer*innen/Referent*innen sind online und in Präsenz dabei und können sich aktiv beteiligen. Technisch sehr anspruchsvoll. Es besteht die Gefahr, dass die Nachteile von Präsenzveranstaltungen und reinen Onlineveranstaltungen in diesem Format vereint werden. Eine wirkliche Aufwertung hybrider Formate ist, wenn sich ganze Gruppen gemeinsam zuschalten, wie das Beispiel unserer Weltuni zeigt, bei der sich eine Gruppe aus Kamerun zugeschaltet hat und sich so beteiligen konnte.
Was sind die Vorteile digitaler Veranstaltungen?
  • Zugänglichkeit: Erreichbarkeit für ein globales Publikum, als Teilnehmer*innen und als Vortragende.
  • Kosteneffizienz: Einsparungen bei Reise- und Unterbringungskosten. Menschen aus dem globalen Süden kann so sehr einfach eine Plattform gegeben werden.
  • Flexibilität: Möglichkeit zur Aufzeichnung und zeitversetzten Teilnahme, vor allem relevant, wenn sich die Menschen in unterschiedlichen Zeitzonen aufhalten.
  • Interaktivität: Nutzung von Tools für Umfragen, Q&A-Sessions, Chats.
Was sind die Herausforderungen und Nachteile digitaler Veranstaltungen?
  • Technische Schwierigkeiten: Probleme mit der Internetverbindung, Softwarefehler.
  • Interaktionsdefizite: Mangel an persönlichem Austausch und Networking.
  • Aufmerksamkeit und Engagement: Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit der Teilnehmer:innen aufrechtzuerhalten.
  • Datenschutz und Sicherheit: Risiken im Umgang mit sensiblen Informationen.
Was sind aktuelle technische Trends und Entwicklungen?

Die spannendsten Entwicklungen finden derzeit im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) statt, die sowohl in Betriebssysteme wie Windows und MacOS als auch direkt in Videokonferenz-Tools integriert wird. KI-Modelle können automatisierte Zusammenfassungen und Protokolle erstellen, Untertitel generieren und Übersetzungen liefern. Synchrondolmetschen ist absehbar und nur eine Frage der Zeit. Auch wenn vieles noch nicht perfekt funktioniert, schreitet die Entwicklung so schnell voran, dass ein enormer Einfluss dieser Technologie auf Videokonferenzen zu erwarten ist.

Auch die Hardware-Technik hat sich in den letzten Jahren enorm verbessert. Zu nennen sind leistungsfähige, automatisierte Störgeräuschunterdrückung, Sprecher*innen-Fokusierung in den Kameras, 360-Grad-Konferenz-Kameras. Alle diese Innovationen haben dazu geführt, dass auch komplexere hybride Settings, in der Vergangenheit teilweise enorm aufwändig, heute leichter durchzuführen sind. Sehr oft reich eine 360-Grad-Kamera mit integriertem Mikrofon und Lautsprecher um eine kleinere hybride Veranstaltung ohne technisches Spezialwissen durchführen zu können.

Die künftigen Entwicklungen im Bereich “Virtual Reality” (VR) und “Augmented Reality” (AR) in Videokonferenzen versprechen immersivere und interaktivere Meeting-Erlebnisse. Bei VR-Brillen tauchen die Nutzer*innen komplett in virtuelle Welten ein, bei AR-Brillen wird eine digitale Realität über die reale Welt gelegt.

Virtuelle Realität könnte es ermöglichen, dass Teilnehmer*innen in einem virtuellen Raum zusammenkommen, was ein Gefühl der Präsenz und Nähe schafft, selbst wenn sie physisch weit entfernt sind. Augmented Reality könnte verwendet werden, um wichtige Informationen und Daten in Echtzeit über die reale Welt zu legen, was die Effizienz und Verständlichkeit von Präsentationen und Diskussionen verbessert. Diese Technologien könnten auch neue Formen der Zusammenarbeit ermöglichen, wie z.B. das gemeinsame Bearbeiten von 3D-Modellen oder das interaktive Teilen von Inhalten.

Was sind aktuelle Best-Practice-Beispiele bei Mission EineWelt?
Salt & Light – die digitale Jugendleitendenbegegnung

Bereits zum dritten Mal haben wir (Mission EineWelt in Kooperation mit der ejb) im Herbst 2023 eine digitale Jugendleitendenbegegnung mit Jugendleitenden aus den Partnerkirchen der ELKB (Tansania, Kenia, Liberia, Australien, Philippinen, Singapur, Nicaragua, Brasilien, El Salvador …) durchgeführt. Über einen Zeitraum von 48 Stunden treffen wir uns auf Zoom. Es gibt vielfältige Workshops mit einem neuen Angebot alle zwei Stunden. Ergänzend dazu nutzen wir Moodle, um uns auch zeit- und ortsunabhängig austauschen zu können und Inhalte sowie Diskussionen zu teilen.
Es ist natürlich klar, dass man nicht 48 Stunden wach bleiben kann. Jede*r Teilnehmende besucht so viele Zoom-Meetings, wie er oder sie möchte. Das Programm beginnt immer mit einem gemeinsamen “Opening” und endet mit einem Gottesdienst.
Durch die fortlaufenden 48 Stunden haben alle Teilnehmer:innen die gleichen Chancen, für ihre Zeitzone passende Angebote zu finden. Man ist zu jeder Tages- und Nachtzeit willkommen. Ausführlichere Informationen zu dieser Veranstaltung finden sich auf dem Digitalportal unter diesem Link: https://elkb-digital.de/2023/10/23/48h-all-around-the-clock-all-around-the-globe-digitale-jugendleitendenbewegung-salt-light/

Summerschool 2024

Die Summerschool bei Mission EineWelt ist eine Präsenzveranstaltung, bei der etwa 30 Teilnehmer:innen aus der ganzen Welt und vielen Partnerkirchen der ELKB für gut zwei Wochen nach Deutschland kommen. Im Jahr 2024 wurde diese Veranstaltung erstmals durch zwei Vorabtreffen per Zoom sowie durch verschiedene digitale Aufgaben auf einer Taskcard ergänzt.
In der Vergangenheit wurde für solche Vorbereitungen oft unser eigenes Moodle genutzt. Hier zeigten sich jedoch immer wieder Probleme, bspw. mit dem Login, was zu einem erhöhten Support-Bedarf führte. Taskcards war hier deutlich einfacher und konnte problemlos von allen Teilnehmer*innen bedient werden.
Die Aufgaben zur Vorbereitung lauteten:

  • Stelle dich mit einem Bild und einem Satz selbst vor.
  • Drehe einen kurzen Video-Clip und erkläre, welche Bezüge du bisher zum Thema der Summer School (Climate Justice) hast.
  • Trage auf einer interaktiven Weltkarte (diese wurde ebenfalls als Taskcard angeboten) Klimaschutzprojekte aus deiner Gemeinde ein.

Rückblickend führte die Nutzung der Taskcard dazu, dass sich die Teilnehmer*innen bereits vor ihrer Ankunft in Deutschland kennenlernen und in das Thema einführen konnten. Dadurch konnte während der kurzen Präsenzphase sofort tiefer in das Thema eingestiegen werden, was den Verlauf der Veranstaltung positiv beeinflusste.

Fazit

Digitale Veranstaltungen haben sich im Jahr 2024 als hervorragende Ergänzung zu Präsenzveranstaltungen erwiesen, indem sie neue Interaktionsmöglichkeiten und eine größere Flexibilität bieten. Die rasanten technischen Entwicklungen, insbesondere in den Bereichen KI, AR und VR, eröffnen zusätzliche Potenziale, die kontinuierlich beobachtet und bewertet werden müssen. Insgesamt ermöglichen diese Innovationen ein bereicherndes und vielseitiges Veranstaltungserlebnis – auch nach der Pandemie.


Lizenz
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international Lizenz. Weitere Informationen finden Sie unter https://creativecommons.org/licenses/bysa/4.0/. Materialien aus anderen Quellen sind klar kenntlich gemacht und unterliegen unter Umständen einer anderen Lizenz! Insbesondere die Screenshots aus zoom sind nicht als offene Lizenz freigegeben, da hier die Rechte bei zoom.us liegen.
Die Lizenz soll bei Weiterverwendung wie folgt genannt werden: CC BY SA 4.0 Christian Pfliegel


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