von Alexandra Kohle, Projektleiterin Digitale Professionalisierung, AEEB | veröffentlicht am 31. Juli 2023
Digitale Schaukästen – Bildschirme, auf denen aktuelle Informationen oder Nachrichten angezeigt werden – kennt man heute vor Allem vom Bahnhof oder aus der Zahnarztpraxis. Das Potential von Digitalen Schaukästen (auch Digital Signage genannt) für Kirchen und kirchliche Einrichtungen ist allerdings noch kaum bekannt. Hier ein paar Impressionen/Zitate, Denkanstöße und Tipps von potenziellen und bereits erfahrenen Nutzenden aus der Veranstaltung „Der digitale Schaukasten – eine Werbefläche mit Zukunft?“.
„Wie bekomme ich Spiritualität in den Öffentlichen Raum?“
„Unser Schaukasten wird etwas stiefmütterlich behandelt. Kaum jemand schaut da noch rein. Und irgendwie müssen wir die Leute wieder in die Kirche kriegen.“
„Man kann sich auch bewusst entscheiden, bestimmte Inhalte nur auf der Homepage oder nur im digitalen Schaukasten anzuzeigen.“
„Irgendwann kam der Träger mit diesem Bildschirm. Aber wir sind noch total blank, was wir damit machen sollen.“
„Wie mobil ist das Ding? Kann ich das auch einfach mal in der Stadt aufstellen?“
Was braucht man für einen digitalen Schaukasten und was kostet das Ganze?
Für den Betrieb eines digitalen Schaukastens sollte man folgende (Kosten-)Punkte einplanen:
1. Hardware
Zunächst einmal braucht es einen Bildschirm mit Computer. Hier hat man die Qual der Wahl: Es gibt die Möglichkeit, einen Monitor über ein langes Kabel mit einem Desktop PC oder Laptop zu verbinden oder wie in der Box unten (Digitale Schaukästen mit dem Sonntagsblatt) beschrieben einen „simpleren“ Computer wie den Raspberry Pi anzuschließen. Außerdem gibt es auch Monitore mit integriertem Computer, diese sind natürlich etwas teurer. Noch etwas teurer wird es, wenn der Bildschirm im Außenbereich stehen und Wind und Wetter ausgesetzt sein soll, dann lohnt es sich darüber nachzudenken, ein Profigerät zu kaufen. Dieses kostet dann um die 10.000 €. Auch wenn das Gerät für wechselnde Einsatzorte geeignet sein soll, zum Beispiel heute in der Fußgängerzone, morgen in der Kirche, sollte das in der Anschaffung berücksichtigt werden. So ist zum Beispiel der Infoscreen in St. Markus (München) auf Rädern montiert, damit er sowohl im Vorraum der Kirche als auch in der Kirche selbst nutzbar ist.
2. Software
Auch hier ist der Preis wieder stark von den eigenen Anforderungen abhängig. Wer eine sehr individuelle Lösung benötigt, kommt wahrscheinlich nicht darum herum, sich eine solche bei einer Agentur programmieren zu lassen. Erfahrungen damit hat zum Beispiel die Kirchengemeinde Bad Aibling. In Bad Aibling ist ein beeindruckendes Kooperationsprojekt um die digitalen Schaukästen der Kirchengemeinde entstanden (mehr dazu lesen Sie unten im Artikel unter: Welche strategischen Überlegungen gibt es in Bezug auf Digital Signage?). Eine kostengünstigere Lösung bietet dagegen der Evangelische Presseverband an (ca. 600 € – 3.000 € im Jahr). In diesem Angebot steckt – bis auf den Monitor und den Strom – alles, was man benötigt, um einen digitalen Schaukasten professionell mit interessanten Inhalten zu bespielen.
Digitale Schaukästen mit dem Sonntagsblatt (EPV)
Das Team von Sonntagsblatt.de berät bei allen notwendigen Schritten: Welche Hardware macht Sinn? Welche Schnittstellen benötigt man? etc. Im Anschluss daran sendet das Sonntagsblatt einen fertig konfigurierten Raspberry Pi (ein kleiner Einplatinen-Computer) zu, bestückt mit der kundenspezifischen Software. Nun muss dieser nur noch mit dem Monitor verbunden werden (deswegen muss der Monitor einen HDMI-Anschluss haben) und dann kann über DIGI-Screen, die Plattform des epv, eingestellt werden, welche Inhalte wann und wie lange angezeigt werden sollen.
Sollten im Laufe der Zeit Probleme mit dem Raspberry Pi auftreten, kann man diesen einfach an den EPV zurückschicken. Der EPV übernimmt die gesamte Verantwortung für die Software, das heißt man muss sich nicht selbst um Datensicherung, DSGVO-konforme Server, Updates etc. kümmern.
Folgende Inhalte können (müssen aber nicht) automatisch eingebunden werden:
- eigene Veranstaltungen über Evangelische Termine
- aktuelle Nachrichten von Sonntagsblatt.de
- Inhalte von der eigenen Homepage
- Inhalte von Social-Media-Kanälen
- Wetter, Losung, Zitate, Rätsel etc.
Weitere Infos und Kontakt unter https://www.sonntagsblatt.de/artikel/medien/digitale-schaukaesten-welche-moeglichkeiten-es-gibt
Flyer
www.sonntagsblatt.de/sites/default/files/media/dokument/2023-06/Infoscreen%20Flyer.pdf
3. Content-Erstellung
Ein digitaler Schaukasten braucht, genauso wie eine Webseite oder ein Social-Media-Kanal, eine Person, die sich darum kümmert: die die Inhalte aktuell hält, ggf. passend aufbereitet und einspielt und weiß, an wen man sich im Problemfall wenden kann. Um hier Ressourcen zu sparen, sollte man darauf achten, dass möglichst wenig händischer Aufwand erforderlich ist, dass zum Beispiel Veranstaltungen von der eigenen Webseite oder von Evangelische Termine automatisch eingebunden werden oder dass voreingestellt werden kann, dass die Losung täglich automatisch wechselt.
Mit welchen Inhalten erreicht man die Menschen?
Eine Liste – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – mit möglichen Inhalten, die über einen digitalen Infoscreen ausgespielt werden könnten:
- eigene Veranstaltungen
- aktuelle Termine/Informationen, zum Beispiel Tages- oder Wochenthemen
- Informationen aus dem regionalen oder öffentlichen Leben, zum Beispiel Bürgermeistersprechstunde, Umzug des Trachtenvereins, Blutspendetermine …
- Fachinformationen, wenn der Bildschirm zum Beispiel im Rahmen einer Ausstellung genutzt wird
- Agenda oder zusätzliche Infos im Rahmen einer Veranstaltung
- allgemeine Kurznachrichten oder interne News, zum Beispiel neue Praktikantin in der KiTa
- kurze Rätsel
- Wetter, ggf. mit Handlungsempfehlungen, zum Beispiel morgen 30° C – Sonnencreme nicht vergessen
- Losungen, Zitate und andere kurze Inspirationen
- Bilder, zum Beispiel könnten in der Umkleide eines Kindergartens (und damit nur zugänglich für Eltern und Kindern) Fotos aus dem KiTa-Alltag gezeigt werden
- Ein digitaler Schaukasten – vor allem, wenn er mobil ist – kann sehr flexibel eingesetzt werden: mal als Schaukasten für die nächsten Veranstaltungen im Haus, mal für gezielte Infos an nur einem Tag/Abend.
Welche strategischen Überlegungen gibt es in Bezug auf Digital Signage?
Gerade wenn man den öffentlichen Raum mit einem (oder mehreren) digitalen Schaukästen erobern möchte, gibt es viel Interesse und Unterstützung. Der Grund dafür ist ganz einfach: Es gibt aktuell noch sehr wenige solcher Angebote, deswegen haben auch viele Interesse an einer Kooperation, vor allem andere Non-Profits und lokale Vereine. Außerdem ist es jetzt noch relativ leicht, attraktive Standorte sehr günstig oder sogar kostenlos zu bekommen.
Warum nicht, wie in Bad Aibling, eine Kooperation mit der Stadt, der Gemeinde oder der Kommune eingehen, um gemeinsam wertorientiert den öffentlichen Raum zu bespielen? Dazu können auch noch zusätzliche Interessenten ins Team geholt werden, beispielsweise die Diakonie, die Bahnhofsmission, die Feuerwehr oder der lokale Trachtenverein u.v.m.
Ein weiterer Vorteil, wenn man den digitalen Schaukasten als öffentliches Projekt plant: Es ist günstiger als man denkt. Man kann dabei zum Beispiel mit öffentlichen Geldern gefördert werden. Außerdem hat die Verzahnung mit der Zivilgesellschaft den Vorteil, dass man zum Teil Standorte „geschenkt bekommt“, wie beispielsweise am Bahnhof in Bad Aibling.
„Sozialraumorientierung in digitaler Hinsicht“
„Wenn man eine gute Idee hat, kommt das Geld von alleine“
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