Wie die Ziele und Entwicklungen in der IT-Abteilung die ELKB beeinflussen werden. Ein Interview mit Markus Bönisch, CIO der ELKB IT.

von Alexandra Kohle, Projektleiterin Digitale Professionalisierung, AEEB

Die IT der ELKB hat seit knapp einem Dreivierteljahr mit Markus Bönisch einen neuen Chef, eine neue Struktur und jetzt auch eine ausformulierte Zielsetzung: Die IT-Strategie ist zum einen ein Dokument, in dem Interessierte nachlesen können, was in den Augen der ELKB eine gute IT ausmacht. Zum anderen ist diese Strategie aber auch Richtschnur und Erklärung für das, was sich in der IT gerade tut und noch tun wird. Veröffentlicht wird sie im November 2022.

Herr Bönisch, was hat sich mit Ihnen jetzt schon geändert, bzw. was kommt da noch?

Zuletzt war die IT der ELKB auf verschiedene Abteilungen im Landeskirchenamt verteilt. Das wurde nun zusammengeführt. Es gibt jetzt eine ELKB IT, das ist der Bereich I. Der CIO, also meine Rolle, ist auf Höhe der Abteilungsleiter*innen, der Oberkirchenrät*innen des Landeskirchenamts, gesetzt, sodass wir eine eigenständige Organisation sind und entsprechend frei handeln können. Wir bauen gerade eine enge Zusammenarbeit mit den Verwaltungsstrukturen, Ämtern und Einrichtungen in der Fläche auf und arbeiten daran, eine einheitliche IT anzubieten: aus einer Hand und in eine Richtung.

Welche Funktion soll dabei die neue IT-Strategie haben, bzw. was genau ist die IT-Strategie und was ist sie nicht?

Die IT-Strategie ist nicht gesetzgebend. Sie fasst einfach zwei Aspekte zusammen. Zum einen halten wir fest, was eine sinnvolle IT ist, sozusagen als Richtschnur oder Inspiration für andere, die nicht über unser Know-how oder unsere Ressourcen verfügen. Zum anderen steht dahinter auch ein Versprechen, dass wir – die ELKB IT – die Einrichtungen bei der Umsetzung unterstützen werden.

Damit gibt die IT-Strategie an, welche Themen wir hier aus dem Landeskirchenamt in die Fläche anbieten. Das ist zum Beispiel im Bereich Neue Arbeit, dass wir M365 als den neuen Standard ausrollen. MS Teams wird eine wichtige Rolle spielen: als Kommunikations- und vor allem auch als Kollaborationswerkzeug.

MS Teams ist in seinen Funktionen doch sehr ähnlich zur elkbCloud. Ist diese Dopplung gewollt?

Die Dopplungen, die wir an vielen Stellen haben, sollen aufgelöst werden. Das Intranet mit Cloud & Co wird zukünftig Anwendungen ergänzen, die es in Teams so nicht gibt. Unser Ziel ist es, nichts doppelt abzubilden. Aber das ist natürlich ein langer Prozess. Das ist kein „Wir schalten das eine ab und das andere an“.

Ich nehme gerade drei große Themen in der ELKB wahr: Den Mitgliederschwund – und damit verbunden einen Rückgang der zur Verfügung stehenden Mittel. Und einen Mitarbeitendenschwund durch den demografischen Effekt. Das bedeutet, wir haben einfach nicht das Geld und die Leute, um langfristig Doppelstrukturen aufrechtzuerhalten.

Warum setzen Sie dabei auf einen Konzernriesen wie Microsoft und stecken das Geld nicht in die Entwicklung von Open Source Software, um zum Beispiel die elkbCloud zu verbessern?

In der Entwicklung bei Microsoft gibt es mehrere Tausende Menschen, die ein Produkt wie Teams weiterentwickeln, während in der Open Source Community viele Begeisterte arbeiten, die das quasi in Ihrer Freizeit machen. Das Team von Microsoft ist da einfach größer und professioneller aufgestellt, und wir brauchen ein sehr professionelles System, um Mitglieder-, Mittel- und Mitarbeitendenschwund kompensieren zu können.

Die elkbCloud wird dabei unsere Fallback-Strategie bleiben. Wenn die Microsoft-Lösungen nicht mehr unseren Erwartungen entsprechen, dann können wir auf die elkbCloud zurückgreifen. Wir haben somit eine gute Absicherung.

Was wäre denn Ihr erster Schritt, wenn uns die Angebote von Microsoft nicht mehr gefallen?

Wir werden natürlich alle Kontakte nutzen. Ich selbst war lange Jahre in der der BMW-IT, auch an der Schnittstelle zu Microsoft, und habe gute Kontakte nach Redmond in die Firmenzentrale. Das und unseren Einfluss als Organisation, auch in Zusammenarbeit mit den anderen Kirchen und NGOs, werden wir natürlich einsetzen, um notwendige Weiterentwicklungen, zum Beispiel in Teams, anzustoßen.

Werden Sie – außer M365 und MS Teams – noch weitere Microsoft Produkte zukaufen?

Wir wollen eine durchgehende Modernisierung und setzen dabei auf Systeme, die wartungsarm, funktional und preisgünstig sind. Wir können es uns schlicht nicht leisten, Serverzentren, bzw. Rechenzentren selbst zu betreiben. Nicht, wenn es diese Leistungen viel professioneller und günstiger zu kaufen gibt. Außerdem setzen wir damit auch im Sinne des Umweltschutzes auf nachhaltigere Lösungen. Wir können unsere Rechenzentren einfach nicht so effizient betreiben, wie Microsoft das mit seinen Rechenzentren macht.

Insofern wird unsere langfristige Zukunft in Richtung Microsoft-Produkte gehen.

Was steht uns mit Ihnen jetzt noch so bevor?

Wir beginnen nun auch, unsere Partner zu zertifizieren. Das heißt, wir schauen uns unsere Dienstleistenden genau an, führen mit ihnen ein kurzes Interview, stellen sicher, dass sie unsere IT-Strategie verstehen. Und wenn Sie in Zukunft ELKB-zertifizierte Dienstleistende beauftragen, dann wissen die auch, was sie tun. Diese Liste bauen wir jetzt nach und nach auf.

Aber alle, die Hilfe brauchen, weil IT-Dienstleistende nicht tun, oder können, was sie sollen, wenden sich gerne an uns. Wir finden dann Personen, die Sie beraten, oder im Notfall Ihren Dienstleistenden auf die Finger klopfen, oder unterstützend tätig werden. Wer Probleme mit der IT hat, kann sich dazu auch direkt an mich wenden. Wahrscheinlich werde ich das Problem dann an eine*n Mitarbeiter*in weiterleiten, aber ich bin dankbar für alles, was ich aus der Fläche höre. Das hilft mir zu verstehen, wo wir Engpässe haben, wo wir besser werden sollen, oder wo wir neue Lösungen finden müssen.

Können Sie zum Abschluss noch kurz zusammenfassen, worum es inhaltlich in der IT-Strategie geht?

Wir haben die IT-Strategie in fünf Themenschwerpunkte aufgeteilt:

Erster Themenschwerpunkt: Digitalisierung. Digitalisierung ist etwas, wofür man IT benötigt. Dass wir Kommunikation modernisieren, dass man zum Beispiel nicht immer alles per E-Mail machen muss, sondern sich auch mal in einem Chat austauschen kann. Aber natürlich sind wir auch die Umsetzenden für Digitalisierungs-Ideen aus der Fläche. Wir bestimmen nicht, was gemacht wird, aber wir sind wichtige Partner in der Digitalisierung.

Zweiter Schwerpunkt: Zukunftsfähigkeit. Unsere Werkzeuge in der IT werden für einen langfristigen Einsatz ausgewählt. Keine Moden, kein „Hier mal eine Software, dort mal eine App“. Ziel dieser Auswahl ist es, auf Technologien zu setzen, die weiterentwickelt werden können. Stichworte dazu sind beispielsweise „Cloudfähigkeit“, „Software as a Service (SaaS)“.

Dritter Schwerpunkt: Resilienz. Wie sind unsere Computersysteme geschützt gegen Angriffe von außen? Und laufen sie stabil in der Art, wie sie ausgeführt sind? Das ist auch so ein Thema, dass wir unsere eigenen Rechenzentren und die technischen Einrichtungen, die wir selbst betreiben, Schritt für Schritt in die Cloud (wie unsere E-Mail, die seit letztem Jahr in der Microsoft Cloud liegt) bringen. Es ist auch in dieser Hinsicht viel sinnvoller, die Technik und den Betrieb von Rechenzentren auszulagern. Gute externe Rechenzentren sind sehr viel effizienter, sind 24/7 in Betrieb, ständig kontrolliert und überwacht. So wird dafür gesorgt, dass es keine Ausfälle gibt und die Datensicherheit gegeben ist.

Vierter Schwerpunkt: Neues Arbeiten. Bei allem Schlimmen, was Corona mit sich gebracht hat, ist durch das Arbeiten im Homeoffice auch ein neues Denken in den Köpfen der Menschen eingezogen, dass Dinge möglich sind, die man vorher für unmöglich hielt: Dass man ernsthaft zusammenarbeiten kann, wenn man nicht im selben Raum ist, dass Mitarbeitende von zu Hause arbeiten und mindestens genauso produktiv sind, als wenn sie im Büro wären. Und wir haben eine ganz andere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das sind Erkenntnisse, die wir jetzt nutzen. Denn wer weiß, wann die nächste Pandemie kommt.

Fünfter Schwerpunkt: Kundenbegeisterung. Ich möchte, dass meine Organisation und die Angebote, die wir machen, nicht nur kundenfreundlich sind, sondern auch Begeisterung auslösen. Das heißt natürlich nicht, dass man jedes Mal Konfetti in die Luft schmeißt, wenn wir vorbeischauen. Aber dass unsere Anwender*innen wissen, dass wir uns der Sorgen und Nöte, die sie rund um die IT haben, annehmen und diese im Idealfall ganz aus der Welt schaffen können. Und letztendlich, dass Arbeiten mit der Informationstechnologie so stabil und einfach ist wie Telefonieren.


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