veröffentlicht am 01. Juni 2022
von Frank Schiller, evang. Religionslehrer in Augsburg

“Reliyoutube” – YouTube für Religionsschüler*innen

Liebe Leser*innen!

Mein Name ist Frank Schiller und ich arbeite als evangelischer Religionslehrer in Augsburg.

Kurz nach Pandemie-Beginn machte ich mir Gedanken, wie ich alle meine Schüler*innen mit einem guten Gruß erreichen könnte. Mir kam die Idee einen Youtubeclip (dieser ist nicht mehr aufrufbar) aufzunehmen, in dem ich alle meine Schüler*innen (141) namentlich erwähnte und unter den Segen Gottes stellte. Ein paar zuversichtliche gläubige Gedanken teilte ich ihnen dabei natürlich auch mit. Mittlerweile habe ich 92 Clips (Sie lauten z.B.: Die 13 Gebote, Gott impft, Christliche Herdenimmunität) hochgeladen und daraus u. a. acht Schulgottesdienste (z.B. “O-Stern Überflute” oder “3G bei Gott – Geliebt – Geborgen – Gesegnet”) als Playlists erstellt. Die Rückmeldungen meiner Schüler*innen und Schulfamilien waren stets sehr positiv, die hohen Klickzahlen (z.B. Bei Playlistgottesdiensten zwischen 650–1250) im Allgemeinen zeigen mir, dass diese Form von Kirche/Glaube/Spiritualität großen Anklang findet und das freut mich sehr, auch, wenn ich meine Clips ausschließlich für meine Klassen und Schulen erstelle/erstellt habe. In der Öffentlichkeit hat mein Reliyoutube durch diverse Publikationen in Zeitungen etc. auch hohen Anklang gefunden.

In einem Gemeindebriefartikel aus dem Früh-Sommer 2020 beschrieb ich das aus meinem ersten Clip resultierende, bis zum heutigen Tage stattfindende Engagement, welches ich nach kurzer Zeit “Reliyoutube” nannte. (Ein bisschen was von dem gerade Geschriebenen wird sich jetzt wiederholen.)


Gemeindebriefartikel aus dem Früh-Sommer 2020:

(…) Ich kann mich noch gut an den letzten Schultag vor der Schulschließung erinnern. Meine Schüler (und auch ich) konnten sich noch nicht vorstellen, was es bedeuten würde, dass die Schule vorerst bis zu den Osterferien schließt. Klar war es wird “Homeschooling” geben. Mein Religionsunterricht veränderte sich dahingehend, dass ich fast nur noch Rechercheaufgaben und persönliche Fragen an meine Schüler in Worddokumenten stellen konnte. Die Schulen haben langsam wieder geöffnet, aber der Religionsunterricht findet leider hauptsächlich nicht statt. Schule ohne Religionsunterricht, das ist meiner Meinung nach wie trinken ohne Becher, denn im Religionsunterricht geht es doch um das wesentlichste der Welt – Glaube an Gott.
Immer wieder kam mir in den letzten Monaten die Jahreslosung aus dem Jahr 2018 in den Sinn. “Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.” (Offb 21,6)
Glaube ist hoffnungsrelevant und vielleicht steckt in diesem Vers ja der eigentliche Grund, warum unsere Schüler heute unter normalen Umständen noch zwei Stunden Religion in der Woche haben. Oft werden diese zwei Stunden leider als nicht ganz so relevant betrachtet, aber spätestens die Corona-Krise zeigt doch nicht nur Schülern, wie notwendig es ist, wenn sich die Welt nicht in ihrem vertrauten Kreislauf befindet, sich zu fragen, wie denn “mein Durst” gestillt werden kann, wenn ich keinen Becher mehr habe? Mit anderen aus einem Becher zu trinken ist mittlerweile sehr riskant, so wird es auch erst einmal bleiben – im Prinzip schlechte Voraussetzungen für ein “Glauben erleben”, denn Glauben lebt von Gemeinschaft.
Ich unterrichte 141 Schüler an vier Schulen und könnte ich, würde ich alle zusammen in einer großen Turnhalle unterrichten. Ich bin davon überzeugt, dass jeder meiner Schüler stets lebendiges Wasser braucht. Seit Corona, mehr denn je.
So kam ich kurz nach der Schulschließung auf die Idee ein bisschen Religionsunterricht für meine Schüler in einer virtuellen Turnhalle abzuhalten. Auf meinem Youtube-Kanal lud ich Besinnungen und Gedanken zu Bibelversen für meine Schüler hoch. An Ostern habe ich einen “Oster-Online-Godi” als Playlist erstellt. Die Rückmeldungen meiner Schüler machen mir den Durst der Schüler nach Glauben (lebendigem Wasser) nochmal deutlicher. Seit den Pfingstferien darf ich an zwei meiner vier Schulen wieder etwas Religion unterrichten. Es ist grundsätzlich verständlich und nachvollziehbar, dass die Kernfächer vorerst wichtiger sind. Persönlich bin ich aber davon überzeugt, dass “Religion”, das wichtigste Fach ist, vor allem jetzt und vor allem deshalb, weil es nie abgeschlossen ist. Religion ist sozusagen ein Fach für die Ewigkeit – und nach dem Ende unseres irdischen Lebens, so auch die Vorstellung vieler meiner Schüler, kommt der Himmel. Dort wird dann nicht gerechnet, buchstabiert und diskutiert, sondern es wird all das ersichtlich, über was im Religionsunterricht hoffentlich schon sinniert wurde. Um meinen Schülern beständig Hoffnung und Zuversicht zu vermitteln und, weil es vielleicht gar nicht schlecht ist, dass sie durch die virtuelle Turnhalle, dem lebendigen Wasser Gottes näher kommen können, habe ich beschlossen meinen Youtube-Religionsunterricht auch in Zukunft mitunter online fortzuführen. Denn ich empfinde stark, dass die Jahreslosung 2020 ziemlich genau auf den Punkt bringt, wo meine Schüler stehen und was sie gerade in dieser Zeit besonders beschäftigt.
Ich glaube, hilf meinem Unglauben! (Markus 9, 24)


Corona war (und ist) sicherlich eine einzigartige Herausforderung für unsere Schüler*innen. Aber auch andere mehr als schwere und schlimme Weltereignisse waren Thema (Hochwasser, Afghanistan, zuletzt der Ukraine-Krieg) in meinen Clips. Eine meiner Meinung nach sehr schwere aktuelle und zukünftige Belastung für meine Schüler*innen ist die derzeitige Inflation.
Wir werden gebraucht, zu jeder Zeit und für jedes Thema!

Ich suche Mitstreiter*innen für Reliyoutube, denn ich bin davon überzeugt, dass sich dadurch in sehr guter und kreativer Weise Schulfamilien, aber auch allgemein Menschen ansprechen lassen. Wir als Kirche können durch YouTube etc. für alle da sein! Ich hoffe sehr auf diesem Weg mit „Dir/Ihnen“ bezüglich Reliyoutube in Kontakt zu kommen, denn wo zwei oder drei in meinem Namen Versammelt sind, dort bin ich mitten unter ihnen. (1Kor 5, 4)

Liebe Grüße und vor allem: Gottes Segen!

Frank Schiller


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